Sarah und Rebecca überwinden Grenzen

19.03.2013

An der Mittelschule Oelsnitz ist der Gegenbesuch niederländischer Schüler ein freundschaftlicher Höhepunkt.

Oelsnitz – Welche Gemeinsamkeit haben Oelsnitz und das niederländische Hoogezand? Aus jedem dieser Orte beteiligt sich eine Schule am Comenius-Projekt. Dieses fördert den europäischen Gedanken nicht nur im großen Stil, sondern auch ganz privater Natur. Auf persönlicher Ebene treffen sich Schüler verschiedener Nationalitäten, lernen einander kennen und damit auch die Gepflogenheiten, Bräuche, Lebensweise der anderen Teilnehmer. Einem Besuch folgt ein Gegenbesuch. Nachdem Ende Februar eine Abordnung Oelsnitzer Schüler in Hoogezand weilte, wir berichteten, sind in dieser Woche sechs Mädchen und Jungen aus den Niederlanden im Vogtland, in Begleitung des Comenius-Koordinators Eelke Teitsma und seiner Gattin. Die Gäste lernen fleißig deutsch. Doch der vogtländische Dialekt macht es nicht einfacher, dafür um so liebenswerter. Denn da wird eben mehr geredet, nachgefragt und auch gelacht. Das ist bei den Achtklässlern Sarah Steinbach und Rebecca Teune nicht anders. Sarah wohnt in Plauen und hat ihre niederländische Freundin aus Sappemeer am Montagabend herzlich in die Arme genommen. „Sie sind aufeinander zu gerannt“, so beschreibt der Schulleiter das freudige Wiedersehens-Szenario.  Klar wohnt Rebecca diese Woche bei ihr und ihrer Zwillingsschwester Selina – so wie sie zuvor bei Rebecca, ihrer Schwester, dem Bruder und den Eltern. Unterschiede? „Da gibt gar nicht so viele“, sagt Sarah. Schulisch gesehen verfügen die Partner auch über interaktive Tafeln, haben aber eine kleinere Bildungsstätte. Konkret fasste dies Schulleiter Ralf Agather zusammen: in Hoogezand lernen 360 Schüler in 15 Klassenzimmern, die Oelsnitzer Mittelschule bietet ihren 420 Schülern mindestens doppelt so viel Räume. „Oelsnitz hat so ein Glück, die Schule ist unglaublich“, schwärmt Eelke Teitsma, der gern sofort hier unterrichten würde. Was hat Sarah bei ihrer Gastfamilie gefallen? Sie nennt die gemeinsamen Mahlzeiten und Rebeccas Eltern „sind voll nett“. Da haben sie sich viel unterhalten und eine große Gemeinsamkeit ist der starke Zusammenhalt innerhalb der Familie, der gute Kontakt zu den Großeltern. Seit ihrem Kennenlernen stehen sie in Kontakt miteinander. Letzte Woche hatte Rebecca Geburtstag, dank Facebook und Whatsapp war es für Sarah kein Problem, ihrer Freundin kostenfrei zu gratulieren. Worüber sie sich noch im Internet-Zeitalter unterhalten? Beispielsweise über Noten, Pläne, Reisen, meinen sie. Nachdem die Zugfahrt der Gäste wirklich strapaziös war, hält der Wochenplan einiges bereit. Am gestrigen Dienstag kamen sich die Schüler beim künstlerischen Gestalten näher, das Kennenlernen der Schule stand an und eine Besichtigung von Schloss Voigtsberg. Plauen mit Stadtführung, Weberhäusern, Theaterbesuch und individuellem Stadtbummel ist dem Mittwoch vorbehalten. Donnerstag lernen die Gäste Leipzig kennen und besuchen dort das Schulmuseum. Freitagmorgen heißt es dann wieder Abschied nehmen. So weit wollen Sarah und Rebecca noch nicht denken. Denn privat möchten sie noch  in einem Restaurant zu Abend speisen und gemeinsam shoppen gehen. Oberbürgermeister Mario Horn ließ es sich nicht nehmen, die niederländischen Gäste in Oelsnitz willkommen zu heißen. Im Juni werden Abordnungen aller fünf am Comenius-Projekt beteiligten Schulen hier sein, insgesamt rund 40 Gäste. Das Ziel der beiden Mädchen ist schon jetzt abgesteckt: sie wollen sich auch künftig nicht aus den Augen verlieren und sich gegenseitig in ihrer Heimat besuchen, schnell und unkonventionell überwinden sie Grenzen.
P.A.